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Zu den vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten des Drachens zählt auch die Luftbildfotografie. Im Jahre 1888 gelang einem Franzosen die erste Luftaufnahme mit Hilfe eines Drachens. Damals war ein Holzkasten mit einer lichtempfindlichen Platte direkt am Drachen befestigt. Durch eine Glimmschnur wurde der Verschluß ausgelöst. Der Drachen mit der Kamera mußte für jede Aufnahme neu gestartet werden.
Heute bringt man zunächst nur den Drachen in die Luft. Nach etwa 50 m hängt man eine Kamera mit einer Halterung an die Leine und läßt den Drachen weiter aufsteigen. So erreicht man bei 100 m Leinenlänge eine Kamerahöhe von 30 - 45 m. Mit einer Modellbaufernsteuerung wird die Kamera dann über Funk in die richtige Richtung gedreht, geneigt und ausgelöst. Außerdem kann man zwischen Quer- und Hochformat wählen. Mit Umlenkrollen sind größere Höhen bis nahezu 100 m - oder mehr - erreichbar. Durch den heute üblichen motorischen Filmtransport muß die Kamera erst nach 36 Aufnahmen herunter geholt werden.
Meine Anfänge liegen 8 Jahre zurück (1991). Ich benötigte damals nur eine einfache Aluminium-Halterung und die Zustimmung meiner Frau, daß ich ihre kleine Kompaktkamera mit Selbstauslöser in die Luft bringen durfte. So hatte ich 10 sec nach dem Einstellen der Kamera meine erste Luftaufnahme aus 20 m Höhe. Heute bin ich bald soweit, daß ich per Videofunkübertragung sehen kann, was meine Kamera aufnehmen wird.
Wo wird die Drachen-Luftbildfotografie heute eingesetzt und welche Vorteile bietet sie?
Neben der reinen Hobbyanwendung auf Drachenfesten oder im Urlaub habe ich die Drachen-Luftbildfotografie bisher auch für Siedlungsaufnahmen, für Aufnahmen vom Nachbau des mittelalterlichen Dorfes in Balje und für die Dokumentation der archäologischen Ausgrabung eines 3000 Jahre alten Hauses in Harsefeld eingesetzt.
Auch auf wissenschaftlichem Gebiet setzt sich die Drachen-Luftbildtechnik durch. So wurden z.B. in Afrika Infrarot-Aufnahmen aus 400 - 500 m Höhe von einem Testfeld mit Pflanzen gemacht und einer computergestützten Analyse unterzogen, um die Bodenproduktivität und das Pflanzenwachstum unter verschiedenen Düngeverhältnissen zu untersuchen. Dadurch hilft die Drachen-Luftbildtechnik Dünger bodenspezifisch sinnvoll einzusetzen und die Grundernährung der dortigen Bevölkerung abzusichern. Diese kostengünstige und umweltfreundliche Technik hatte schon vor einiger Zeit in Niger die zuvor übliche Gasballon-Luftbildtechnik zu 90 % abgelöst.
Fesseldrachen-Luftbildaufnahmen und die computergestützte Analysetechnik ermöglichen auch die Erstellung von topografischen Karten oder digitalen Höhenmodellen. Neben diesen Beispielen findet die Drachen-Luftbildtechnik als anerkannte, wissenschaftliche Methode für Forschungszwecke auch Anwendung in der Architektur, Geologie, Biologie, Botanik oder wie in Japan in der Ozeanografie.